Der Porsche 914/6 mit 110 PS aus zwei Litern Hubraum mag aus heutiger Sicht kein Teilchenbeschleuniger sein. Doch auch diesem Automobil gewordenen Denkmal der frühen siebziger Jahren kann auf die Sprünge geholfen werden. Ein Motor aus dem 911 S 2.4 – zerlegt und neu aufgebaut im Triebwerk – verhalf dem kantigen Volksporsche zu neuer, ungeahnter Dynamik. Dank 190 PS aus 2.400 ccm Hubraum mussten dann auch Fahrwerk und Bremse angepasst werden.

 

Die Schlagzeilen:

 

Matching Numbers: Der alte Original-Motor kommt ins Regal, der Sportmotor kommt neu an Bord.

 

Anpassungsarbeiten: Änderungen an der Vorderachse inklusive stärkerer Bremssattel-Gehäuse.

 

Herrlichkeit in Hellgelb 117/6262: Hommage an den Carrera RS 2.7 auf restaurierter Karosserie.

 

Irgendwie ist es ja auch selbsterklärend, dass wir uns im Triebwerk … mit Triebwerken beschäftigen. In unserem Fundus befindet sich ein solider Bestand an gut erhaltenen Sportmotoren, die Kundenfahrzeugen nachhaltig auf die Sprünge helfen können. Diese Erfahrung machte auch der Besitzer eines zumindest in Teilumfängen restaurierten Porsche 914/6. Einzig der Original-Motor mit 110 PS aus zwei Litern Hubraum rief wenig Fahrfreude hervor. Was blieb, war der Wunsch nach zeitgemäßer Antriebskraft – da konnte dem Mann geholfen werden! Wir rieten zu einem Motortausch, um das Matching-Numbers-Aggregat ohne Modifikationen vorerst ins Regal legen zu können. Hätte man es aufgebohrt, wäre zumindest ein Teil der historischen Substanz in Umbaumaßnahmen aufgegangen. Weil das aber keine Option war, kam das beliebte 190-PS-Aggregat aus einem 911 S 2.4 zum Einsatz – allerdings erst nach umfassender Revision. Und die erfolgte, auch das irgendwie selbsterklärend, bei uns im Triebwerk.

 

Ausgangspunkt der Organtransplantation: eine genaue Durchsicht des vollkommen zerlegten Sechszylinder-Boxers mit Magnesium-Kurbelwellen-Gehäuse. Während die mechanische Einspritzpumpe bereits frisch überholt war, bedurfte die bald 50 Jahre alte/junge Maschine einer Überholung. Rund 80 Arbeitsstunden waren dafür anzusetzen. Eine unserer Spezialitäten: das CNC-basierte Glätten der Ansaugkanäle: Dafür haben wir eigene, spezielle Programme geschrieben, die auf unserer hauseigenen CAN-Schnittstelle zum Einsatz kommen. Der Hauptvorteil liegt in der unvergleichlichen Präzision. Wir erhalten vollkommen identische Kanäle und somit eine saubere Strömung in den sechs einzelnen Zylinderköpfen. Wo es möglich war, blieben die vorhandenen Originalteile erhalten. So konnten die Pleuel wieder gerichtet und mit neuen Bolzenbuchsen versehen werden. Das Spindeln des Kurbelwellen-Gehäuses und das Wuchten der Original-Kurbelwelle gehörten zu den weiteren Aufgaben. Dennoch kam auch eine beträchtliche Liste neuer Komponenten zusammen, beginnend mit den Nockenwellen über die Ventile und Ventilführungen bis hin zu den Kipphebeln.

 

Bei der Montage haben wir den Porsche-Reparaturleitfaden exakt beachtet und umgesetzt. Das gibt uns das gute Gefühl, wirklich alles Notwendige getan zu haben – und unserem Kunden natürlich auch. Ähnlich umfassender Aufwand konnte beim instandgesetzt angelieferten Original-Getriebe und der kompletten Auspuffanlage mit Wärmetauscher ausbleiben. Man sollte an dieser Stelle nicht vergessen, dass der Motor im 914/6 verkehrt herum eingebaut ist – mit dem Gebläse-Lüfterrad nach vorn statt nach hinten. Das schränkt den Radius der Möglichkeiten in der Peripherie des Sechszylinders ein wenig ein. Aber mit dem Zwovierer aus dem 911 S 2.4 harmoniert das Umfeld gut, zumal sich die Querschnitte auf der Abgasseite so gut wie gar nicht unterscheiden. Auf der Ansaugseite konnten ein paar Kniffe zusätzlich umgesetzt werden, so zum Beispiel die Ansaugbrücke und die Drosselklappe des 911 S 2.4. Das Ensemble sorgt nun für optimale Füllung. Außerdem sind die Kaltlaufeigenschaften verbessert worden – aber wie? Durch eine Art Klingelknopf: Zweimal gedrückt, setzt dieser die Vorwärmung unter Spannung. Der Kaltlauf ist damit eliminiert.

 

Fazit: fahraktive Herrlichkeit in Hellgelb 117/6262, dem Farbton des legendären Carrera RS 2.7 aus dem Modelljahr 1972. Sowohl die Vorderachs-Stoßdämpferbeine aus dem 911 S 2.4 als auch die dazu passenden Leichtmetall-Bremssattel-Gehäuse mussten im Anschluss nachgerüstet werden – so geht es mit deutlich mehr Schwung voran, idealerweise mit 190 Original-PS, sofern wir unsere Hausaufgaben richtig gemacht haben.

 

Verantwortlich für den Inhalt: Carsten Krome, netzwerkeins GmbH

 

 

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